Irrtümer im Umgang mit Hunden

(Verhaltensweisen, Erziehung, etc.)

Hier finden Sie einige Irrtümer im Umgang mit Hunden, welche sich über lange Zeit hartnäckig halten

aber vom Gesichtspunkt der modernen Verhaltensforschung (Ethologie) längst überholt sind. Erziehungsmethoden nach dem Motto „Alt aber Gut“ treffen auch in der Hundeerziehung nicht unbedingt zu. Die aktuellen Forschungsergebnisse in der Ethologie haben viele neue Erkenntnisse gebracht, „warum ein Hund so funktioniert, wie er es eben tut!“. Dieses Wissen gilt es heute anzuwenden, um das Zusammenleben mit unserem „Partner“ Hund so reibungslos und angenehm wie möglich zu gestalten.

Wenn man weiß, welche „Sprache“ der Hund spricht, entstehen die meisten Probleme erst gar nicht. Die Kommunikationsform des Hundes ist visuell dominiert, d. h. Körpersprache ist seine hauptsächliche Art sich zu verständigen. Wenn wir unsere Hunde beobachten, werden wir sehen, wie sie auf unsere Körpersprache reagieren und können so Verständigungsprobleme verhindern.

 

1.) Welpenerziehung am Beispiel “Stubenreinheit“

 

Den Welpen mit seiner Schnauze in die eigene Hinterlassenschaft stecken und dabei schimpfen ist ein völlig deplaziertes Strafen!

 

Der Welpe kann keinerlei Zusammenhang zwischen seinem und dem Verhalten des Menschen für sich ableiten. Keine Mutterhündin bestraft ihren Welpen auf diese Art. Der Welpe lernt aus diesem (falschen) Verhalten seines Führers, dass er für das „sich lösen“ unangenehm bzw. grob behandelt wird. Er hat in dieser Situation keine Möglichkeit zu lernen, dass man sich z.B. nicht auf dem Teppich seines Urins/Kotes entledigen darf. Außerdem erwischen wir den Welpen selten direkt bei seiner „Tat“ – er kann von der zeitlichen Abfolge her dann keine Zusammenhänge zwischen der „Tat“ und der „Strafe“ mehr erkennen. Eines bleibt ihm aber in Erinnerung, wenn sein Frauerl/Herrl kommt, setzt es eine Strafe – er bekommt Angst und entwickelt ein Meideverhalten (er weiß eben nicht, warum er bestraft wurde!)

 

Tipp: Welpen beobachten – nach dem Aufwachen, Spielen, Fressen muss er sich läsen (viele Male am Tag!). Welpen ins Freie tragen wenn er sein „Geschäft“ erledigt hat, loben, evtl. sogar ein Leckerli geben. Dies bleibt ihm in angenehmer Erinnerung und er wird nach kurzer Zeit  selbst zur Tür laufen und Ihnen andeuten, dass er mal raus muss. Ist eine Pfütze im Haus aber doch passiert, wortlos wegräumen/aufwischen und den Welpen das nächste Mal besser beobachten!!!!


Keine Sorge, wenn ein Welpe einmal länger braucht, bis er stubenrein ist – selbst bei uns Menschen ist das eine Kind früher „Topferlbenützer“ als das andere!

 

2.) Der Hund wird herangerufen – und kommt nicht!

 

Mögliche Ursache: Er hört mich ganz einfach nicht.

Der Hund hat zwar ein ausgezeichnetes Gehör, wenn er aber gerade intensiv schnüffelt, kann er nur einen seiner Sinne (Riechsinn) einsetzen.

 

Tipp: Abwarten, bis er wieder Ihre Aufmerksamkeit erlangt oder ihn einfach holen gehen.

 

Weitere mögliche Ursache: Immer wenn er gerufen wurde, wird der Hund gleich wieder angeleint!

Wenn der Welpe verknüpft hat, dass immer, wenn er herangerufen wurde, seine Freiheit beim Spaziergang ein Ende nahm, wird er sich seine Freiheit ein Stück „erkämpfen“, indem er einfach „weghört“.

 

Tipp: Den Welpen von klein auf immer im Zusammenhang mit dem Heranrufen mit einem Leckerli belohnen und wieder wegschicken/freigeben. Er darf nie ein Muster herausfinden, wann er angeleint wird, wenn er kommt und wann nicht. Ihr Hund wird nahezu immer freudig kommen, wenn Sie ihn in Zukunft rufen, weil er eine Belohnung bekommt.

 

Den Vorwand mancher Hundebesitzer oder auch Hundetrainer, man könne den Hund ja nicht immer für alles was er macht, belohnen, weil er dann nur noch Dinge gegen Belohnung tut, kann man nicht so einfach sehen. Der Futtertrieb ist überlebenswichtig für den Hund. Haben wir als Mensch/Rudelführer diese „überlebenswichtige Ressource“ bei uns, wird uns unser Hund immer im Auge behalten! (Es sei denn, es gibt für ihn im Augenblick noch etwas Wichtigeres.)

 

Tipp: Um für den Hund auf seiner Prioritätenskala ganz oben zu stehen – sprich besonders wichtig zu sein, müssen Sie auch „Rudelführerqualitäten“ aufweisen. Diese bekommt man nicht nur durch dominantes oder aggressives Auftreten bzw. Abstrafen des Hundes für vermeintlich falsches Verhalten aus unserer Sicht, sondern nur durch sicheres und verlässliches Auftreten!

 

Sie müssen Ihrem Hund Sicherheit vermitteln – sprich, er muss wissen, dass er sich immer auf Sie verlassen kann und Sie ihn immer gleich, d.h. für ihn einschätzbar, behandeln. Nichts bringt das Lebewesen Hund mehr in einen Konflikt, als wenn wir Menschen in derselben Situation „einmal so und einmal andersrum handeln“! Das heißt einmal darf er etwas, ein anderes Mal bestrafen wir ihn für das gleiche Verhalten.

Auch wenn wir unsere Stimmungslage nicht im Griff haben sind wir für den Hund nicht mehr einschätzbar und er kann eine sog. „Erwartungsunsicherheit“ entwickeln! Resultat seiner Angst: Was kommt jetzt auf mich zu? Werde ich bestraft oder nicht?

 

Tipp: Ist man als Mensch einmal nicht so „gut Drauf“, sollte man mit dem Hund nicht Gehorsamsübungen durchführen bzw. mit ihm arbeiten. Nehmen Sie sich eine Auszeit, Ihr Hund wird es „verstehen“.

 

3.) Bellende Hunde beißen nicht und mein Hund knurrt – er ist dominant!

 

Beide Aussagen sind nicht richtig.

 

Bellen ist der Ausdruck höchster Erregung. Diese kann freudig oder aber auch aus einer Unsicherheit heraus entstehen oder durchaus auch aggressiv gemeint sein.

Es kommt beim bellenden Hund auch auf dessen „gesamte Körpersprache“ an damit man ihn richtig einschätzen kann.

 

Tipp: Man sollte nicht in das „Revier“ eines bellenden Hundes ohne Erlaubnis des Zweibeiners“ eintreten. Man sollte den Hund ignorieren und ihn nicht „anstarren“ oder gar irgendwelche Handbewegungen in seine Richtung machen – es kann sein, dass der Hund zurückweicht, es ist aber auch gut möglich, dass er sich dann genötigt fühlt anzugreifen! Ruhig verhalten, langsam gehen oder fallweise auch stehenbleiben, sich mit der gesamten Körperhaltung vom Hund abwenden – er fühlt sich dann mehr so bedroht.

 

Ist das Gebell des Hundes freundlich gestimmt, sollte man ihn dennoch nicht gleich anfassen bzw. schon gar nicht am Kopf tätscheln. Diese vom Menschen so beliebte „Liebkosung“ des Hundes behagt ihm eigentlich gar nicht. Er duldet es meist vom eigenen Besitzer aber als fremde Person sollte man ihn damit nicht bedrängen.

 

Knurren ist keine Dominanz-Geste des Hundes, es ist vielmehr ein Ausdruck, um etwas für ihn Unangenehmes abzuwenden. Oft knurren Hunde aus Unsicherheit und Angst. Viele Hunde, welche keine richtige Führung innerhalb des „Menschenrudels“ erfahren haben, knurren, da sie sich nie richtig positionieren konnten.

 

            Achtung: Verbietet man dem Hund das Knurren (mit div. Strafsanktionen), wird

            er in Zukunft wahrscheinlich gleich zum Beißen übergehen. VieleHunde mit

            Verhaltensproblemen müssen beim Tierverhaltenstrainer wieder das Knurren lernen um

            mit ihm erfolgreich am Problem weiterarbeiten zu können. Bitte überlegen Sie, warum

            der Hund sich in einer gewissen Situation genötigt sieht, zu knurren – was es ist, was

            ihm so unbehaglich ist oder Angst macht.

 

Tipp: Situationen zu vermeiden, kann eine Variante der Problembehandlung sein. Ist es bereits zu einem festgefahrenen „Verhaltensproblem“ geworden, sollte man einen „Profi“ zuziehen und dies ist in der Regel entweder ein wirklicher Hundekenner oder guter Tiertherapeut (beide arbeiten nicht mit Bestrafung des Hundes!)

 

Nackenrütteln ist eine „artgerechte“ Bestrafung.

 

Die oft zitierte Aussage, dass Hundemütter ihre Welpen zur Bestrafung im Nacken schütteln um sie zu maßregeln, ist völliger Unsinn. Das Nackenschütteln ist eine absolute Aggressionsgeste. Zum Beispiel versuchen sich fremde bzw. aggressiv gestimmte Hunde im Genick zupacken um den Gegner kampfunfähig zu machen. Der Hund ist ein Raubtier und Raubtiere versuchen Ihre Beute tot zu schütteln (Genickbruch). Sie können sich also vorstellen, was ein Hund in dieser Situation empfindet, wenn sein Besitzer diesen Akt der Aggression ausführt! Bei sensiblen Hunden führt dies zu einem Vertrauensbruch und der Hund reagiert mit einer ständigen Erwartungsunsicherheit (z.B. weicht er vom Besitzer und dessen Hand ab, wenn dieser nach ihm greift oder er kommt beim Rufen zögerlich heran).

 

Tipp: Ersparen Sie sich und Ihrem Hund diese Art von Maßregelung. Ein lauter Ton des Missfallens und selbstsichere Körperhaltung Ihrerseits reicht völlig aus, um den Hund davon zu überzeugen, dass Sie mit dem. was er gerade gemacht hat, nicht einverstanden sind.

 

Wenn Sie Ihrem Hund artgerecht begegnen bzw. ihm Sicherheit als „Rudelführer“ geben,

werden Sie und Ihr vierbeiniger Freund ein eingespieltes Team sein

und ein „reibungsloses“ Zusammenleben ist garantiert!

Brandlbrackenzucht

vom Grazer Buchkogel

 

Friedrich Griessner 

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